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Auf den Schultern von Riesinnen

Künstlerhaus Wien, 2024

Kuratiert von Nina Schedlmayer, Kuratorische Assistenz: Anna Mustapic

KÜNSTLERINNEN:
Katharina Aigner, Judith Augustinovič & Valerie Habsburg, Anahita Asadifar, Bettina Beranek, Carola Dertnig, Karin Fisslthaler, Anna Meyer, Christiana Perschon, Anna Reisenbichler, Isa Rosenberger, Constanze Ruhm, Stefanie Seibold, Huda Takriti,

Viktoria Tremmel

Fotos: MNagel, Viktoria Tremmel

„Sobald Frauen ihre Geschichte entdecken und ihre Position in der Vergangenheit und der Entwicklung der Menschheit erkennen, verändert sich ihr Bewusstsein auf dramatische Weise. Diese Erfahrung lässt sie Grenzen überschreiten und wahrnehmen, was sie mit anderen Frauen gemeinsam haben und von jeher gemeinsam hatten. Das verändert ihr Selbstbewusstsein ebenso wie ihre Weltsicht.“

Diese Sätze formulierte die feministische Historikerin Gerda Lerner vor einem Vierteljahrhundert.* Seither ist in der Forschung viel passiert, arbeiten doch Geisteswissenschaften und Geschichtsforschung bereits lange die Verdienste von Künstlerinnen, Literatinnen, Musikerinnen, Choreografinnen, Regisseurinnen – überhaupt: kreativer Frauen – auf. Weibliches künstlerisches Schaffen früherer Generationen trat damit stärker in die Öffentlichkeit – ebenso wie die Hindernisse, die Künstlerinnen einst in noch viel stärkerem Ausmaß als heute in den Weg gelegt wurden. Im 21. Jahrhundert mangelt es Künstlerinnen jüngerer und mittlerer Generationen nicht mehr an Role Models.

Wie reflektieren sie heute weibliche Kreativität? Wie schreiben sie sich mit ihrer eigenen künstlerischen Arbeit in eine Genealogie von Künstlerinnen ein? Wie ist ihr Blick auf jene, die lange Zeit von der Geschichtsschreibung ignoriert, vergessen oder sogar aktiv aus der Erzählung verbannt wurden? Wie setzen sie sich ins Verhältnis zu ihren Vorfahrinnen und Vorkämpferinnen, zu jenen, die in der bildenden Kunst, aber auch in anderen künstlerischen Sparten tätig waren? Die Ausstellung AUF DEN SCHULTERN VON RIESINNEN soll Fragen wie diese beleuchten.

 

* Gerda Lerner, „Zukunft braucht Vergangenheit. Warum Geschichte uns angeht“, Ulrike Helmer Verlag, Königstein/Taunus 2002, S. 297 (Erstausgabe: „Why History Matters: Life and Thought", 1997, Oxford University Press )

 

"Come again a bit, Freddy", 18. Nov. 1819

Anne Lister (1791–1840) gehört nicht zu den bekanntesten englischen Autorinnen. Das liegt in ihrem Fall nicht nur am Geschlecht, sondern auch daran, dass sie in ihren Tagebüchern neben alltäglichen Aspekten (etwa ihren finanziellen Sorgen), auch ihre erotischen Begegnungen mit Frauen freimütig und in expliziten Beschreibungen festhielt. Ihre Biografin Angela Steidele konstatiert: „Wäre sie ein Mann gewesen, müsste man sie Frauenheld nennen, Schwerenöter oder Heiratsschwindler, Lüstling, Wüstling oder einfach nur Schuft.“ Derartige Zuschreibungen machen deutlich, dass Sexualität auch heute noch Normen

und Idealen folgt, über die sich Anne Lister selbstbewusst hinwegsetzte, und dies in einer Gesellschaft am Beginn des 19. Jahrhunderts, die für lesbische Frauen keinen Platz vorsah. Sie lebte ihr Leben in Beziehungen mit Frauen. In ihren Tagebüchern hat sie sich ihren eigenen Raum geschaffen und für ihre Sexualität und ihr Begehren eine sehr deutliche Sprache gefunden, die heute ein wichtiger Teil der Gay History ist.

Siehe auch https://www.viktoriatremmel.com/come-again-a-bit-freddy

Weitere Informationen zu diesem Thema findet man hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Anne_Lister

Skulptur: Fotografie; Texte, Malereien, Zeichnungen und Fotos: Fototransferverfahren auf Holzplatten verschiedene Grössen

Vitrine: Diverse Objekte: 4 Schammhaarberge unter Glassturz, Holz, Papmache/Gips, weibliche Schamhaare

Bild: Holzrahmung, fine art print - Vorwort aus dem Buch Anne Lister: Eine erotische Biographie von Angela Steidele

Soundinstallation (Kopfhörer): Textauszüge aus dem Buch Anne Lister: Eine erotische Biographie von Angela Steidele, gesprochen von Dorothee Frank

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