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Pension

Kulturzentrum am Münster, Konstanz, 2009

30 Kilo, Video, 60m, 2006-07

Als ich 2006 den Sommer in Cesky Krumlov (Krumau) verbracht habe, um dort zu arbeiten, war ich zunächst natürlich begeistert vom Alter und Schönheit der Stadt, bin aber bei längerem Aufenthalt mehr und mehr auf die militärische Hinterlassenschaft aus kommunistischer Zeit aufmerksam geworden, die sich dort unterirdisch noch immer breit macht. Mir fiel sofort auf, dass dort sehr viele Jugendliche als „fashion“ Militärkleidung tragen, die aber natürlich dort noch mal eine ganz andere Bedeutung in sich trägt als bei uns, unter anderem auch, weil sich noch Männer in nicht geringer Anzahl mit echter Militärkleidung darunter mischen.

Man muss wissen, Krumlov ist umzingelt von noch intakten aber auch aufgelassenen Kasernen und Truppenübungsplätzen. Der Punkt, der mich dabei faszinierte, ist der Kontrast zwischen dieser Stadt, voll mit Touristen, hergerichtet als ein großes einziges „Renaissanceschloss“, einerseits, um den Kommunismus vergessen zu machen, andererseits, um es EU-Recht zu machen, aber dann ist da noch so eine komische Schwere spürbar, die von den einheimischen Menschen ausgeht und von dieser sonderbaren anachronistischen und zugleich sehr gegenwärtigen Militärkraft, die dort allgegenwärtig ist.

 

Meine Arbeitsidee war, diese Art Schwere, die mich dort auch persönlich umzingelte, mit meinen künstlerischen Mitteln zu verarbeiten. In einer Art Selbstbeschwerung, d. h. einen Militäranzug innen so zu beschweren (mit 30kg), dass ich mich sehr schwer bewegen konnte, und die Stadt Krumlov selbst durchquerte, die Touristenmassen, durch die ich mich schleppte, die öffentlichen Plätze, über die ich in dieser Art und Weise marschierte. Daraus entstand eine Art Slapstick, wo ich einige Reaktionen der Bevölkerung hatte.

– Viktoria Tremmel

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