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Collagen

 

Neben Zeichnungen und Objekten sind auch vereinzelt Collagen Teil des künstlerischen Schaffens von Viktoria Tremmel.

Durch Überlagerungen und Schraffuren entstehen so, zu einem Bildganzen verdichtete Blätter bei denen die Schnittkanten

der einzelnen Elemente kaum sichtbar bleiben. Die Einzelteile wie der Bildgrund werden in ein malerisch wirkendes Ganzes integriert, sodass mit zunehmend von dunklen Farben geprägte Flächenräume entstehen, die eine bühnenhafte Tiefe erahnen lassen. Teilweise zitiert sie die übersteigerte Bildsprache von Stummfilmen, die durch die Abwesenheit der Töne und Geräusche das Schauen privilegieren.

 

Die so dargestellten Szenen bekommen in den letzten Serien 2015 – 2019 eine oftmals beklemmende Atmosphäre, deren Rätselhaftigkeit an Nachbilder aus Träumen denken lässt. Die dunkle Bildpoesie bietet auch Raum für das Unheimliche, da die Gegenstände und Szenen nicht durch identifizierendes Blicken erschlossen werden können und eher einen atmosphärischen Gesamteindruck vermitteln; die Abbildähnlichkeit der Gegenstände verliert sich in einem Gesamtbild, dem Viktoria Tremmel einen gesteigerten und eigenständigen Wirklichkeitscharakter verleiht. 

 

Betrachtet man die ganze Serie, so lassen sich einzelne, wiederholt verarbeitete Elemente identifizieren, so als würde eine verstörende und als bedrohlich empfundene Erfahrung in verschiedenen Erinnerungsbildern wiederholt, wobei jeweils einzelne Aspekte aus der Totalität des Erlebten herausgelöst werden. Fragmentierung und Spaltung als psychische Prozesse korrespondieren so der Technik des Collagierens, wobei Viktoria Tremmel durch malerisches Gestalten eine eigenständige Bildsprache entwickelt. Sie ist dem Poetischen nahe, da sich keine Realität zeigt, die benannt wird, sondern im Bann des ahnenden Schauens eine Art Schwebezustand entsteht, in dem eigene Bilder der Betrachter*innen hochsteigen und mit dem Erschauten verfließen. 

 

– Kurt Kladler 

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