Impressum
Informationspflicht laut §5 E-Commerce Gesetz, §14 Unternehmensgesetzbuch, §63 Gewerbeordnung und Offenlegungspflicht laut §25 Mediengesetz.
Viktoria Tremmel
Lichtentalergasse 22/34
A-1090 WIen
viktoriatremmel.com
Fotos: Martin Bilinovac, Eva Kelety
Urheberrecht
Sämtliche Inhalte der Homepage sind rechtlich geschützt. Das Verwenden, Vervielfältigen sowie Verändern der Inhalte/Texte, Bilder etc. bedarf einer schriftlichen Genehmigung der Seitenbetreiberin. Das reine Verlinken auf alle Inhalte dieser Homepage ist jedoch erlaubt und bedarf keiner besonderen Genehmigung, sofern der Quellennachweis in Form eines Linkes und dementsprechender Beschriftung gesetzt wird.
Externe Links
Die Webseite enthält sog. „externe Links“ (Verlinkungen) zu anderen Webseiten, auf deren Inhalt die Websitebetreiberin keinen Einfluss hat. Aus diesem Grund kann die Websitebetreiberin für diese Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Für die Inhalte und Richtigkeit der bereitgestellten Informationen ist der jeweilige Anbieter der verlinkten Webseite verantwortlich. Zum Zeitpunkt der Verlinkung waren keine Rechtsverstöße erkennbar. Bei Bekanntwerden einer solchen Rechtsverletzung wird der Link umgehend entfernt.
Gehen mit Drehen (Walzen) ohne bestimmte Regel
Winfried Nussbaummüller, Kunsthaus Bregenz
Ausgangspunkt für die künstlerische Intervention am Erweiterungsbau des Landessportzentrums Vorarlberg (2007) ist für Viktoria Tremmel einerseits das Bedeutungsspektrum des Ortes und andererseits ein von Ludwig Puritz 1890 herausgegebenes Merk- und Wertbüchlein für Vorturner – im Untertitel noch passender adressiert an obere Klassen höherer Lehranstalten und Turnvereine. Aus heutiger Sicht ist der Charakter der darin enthaltenen Handlungsanweisungen manieristisch geschraubt und mit der Patina von 110 Jahren durchaus skurril anmutend. Vier konkrete Textpassagen wurden von der Künstlerin für das in Schrift und Fotografie realisierte Kunst am Bau-Projekt herangezogen. Beschrieben ist darin jeweils der Bewegungsablauf einer bestimmten Übung. Tremmel konfrontiert ein turnerisches Laienpublikum aus ihrem Freundeskreis mit dem fachspezifischen Latein eines Vorturners. Künstlerkollegen werden angewiesen, die Übungen an Schaukelringen, Barren und Balken nach jeweils freiem Verständnis selbst auszuführen. Ausgehend vom Sport initiiert Tremmel hier das feine Spiel der Auslegung und führt Interpreten wie Betrachter aufs kontextuelle Glatteis der Kunst. Im Versuch, die Anweisungen guten Willens zu verstehen – und das „Anfußen an den Mund“, das „Hüpfen oder Schwingen im Streckstütz“, den „Liegestütz vorlings“ sowie den „Niedersprung“ zu turnen – öffnet sich das Regulativ eines zielgerichteten Bewegungsablaufs zum persönlich ausgeformten Handlungsfeld. Überaus reizvoll ist die daraus resultierende breite Vielfalt des Scheiterns. Ein und dieselbe Übung am Barren zeigt sich als Ballettstand, bequemes Sitzen auf der Stange, Luftgang oder als Abhängen zwischen den Hölzern. Das Regelwerk der Turnerschaft legt mit sachlich beschreibendem Ton einen Ablauf fest, dem aber geschichtlich gesehen eine idealisierende Vorstellung der schönen Form anhaftet: Raum, Bewegung und Körper haben sich zum bestmöglichen Ausdruck zu verschmelzen. Eingebettet ist damit ein ästhetisches Urteil, welches das Wertbüchlein mit ebenfalls nur zeit- und kontextbezogen gültigen, kunsttheoretischen Abhandlungen gleichschaltet. Punkterichter für Leistung sind da wie dort schnell zu finden. Dennoch ist die ernsthafte Suche nach den Schnittmengen zwischen Kunst und anderen Sparten (wie Sport) zum Scheitern verurteilt. Dies gilt, weil Kunst im Regelfall parasitär wirkt und proklamierte Kunstgesetze im Falle ihrer Festschreibung stets umgehend mit dem adäquaten Kontra erwidert werden. Kunst dringt ein in fremde Territorien und macht sich diese zu eigen. Viktoria Tremmel befolgt die Regeln, doch sie bürstet mit den Abbildungen der von ihr angeleiteten Turner die Welt der Körperbeherrschung ironisch gegen den Strich. Zelebriert wird nicht die Ausführung einer zielgerichteten Bewegung, sondern die Interpretationsmöglichkeit im Umgang mit der Regel. Mit diesem subversiven, doch humorvoll vorgetragenen Ansatz versandet das Insider-Wissen der Experten ungehört. Aus Tremmels Blickwinkel – diesem anderen perspektivischen Trichter der Wahrnehmung – löst sich nicht nur der Sport von der Vorstellung eines wahren Ideals, sondern es erweicht sich parallel dazu auch wohltuend der Glaube an absolute Kunstwahrheiten. Damit befreien sich Sport und Kunst scheinbar von der Pflicht und zeigen sich (in der Kür) als Handlungsfeld individueller Ansätze. Mit ihrer Darstellung des Regelfalls als Sonderfall verleiht das Kunstprojekt dem Sportzentrum ein schönes Schwebemoment. Entsprechend der raumübergreifenden Inszenierung der Fotografien, die sowohl im Freien, in der privaten Atmosphäre einer Wohnung und in einer Turnhalle angesiedelt sind, verschränkt Viktoria Tremmel auch realräumlich Innen und Außen. Während die Bildserien im Entree, dem folgenden Besprechungszimmer und in der Cafeteria jeweils vom erläuternden Text begleitet sind, liefert der im Außenbereich am Boden angebrachte Schriftzug ein formal verdrehtes Äquivalent. Dort wirkt letztlich die Schrift durch ihre Größe als schwer fassbares, und daher bildhaftes Ganzes, das von den anderen Bildern nun kommentiert wirkt. Eingebettet in den Puritzschen Kodex erklärt sich hier im Breitformat das „Anders-Sehen von Welt“ als Wesen der Kunst: „Gehen mit Drehen (Walzen) ohne bestimmte Regel“.